Der Isebekpark
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Mitten im Herzen der Hamburger Altstadt, wo sich die Großen Reichenstraße durch das Kontorhausviertel schlängelt, erhebt sich ein Gebäude, das auf den ersten Blick wie viele andere Backsteinbauten aus der Epoche der hanseatischen Blüte wirkt – und doch verbirgt es hinter seiner Fassade ein komplexes Netz aus Kolonialgeschichte, Architekturkunst und Wirtschaftsmacht: das Afrikahaus.
Dieser eindrucksvolle Bau, errichtet Anfang des 20. Jahrhunderts, erzählt mehr als nur die Geschichte eines Handelsunternehmens. Er steht sinnbildlich für die engen Verflechtungen Hamburgs mit Afrika – wirtschaftlich, kulturell und politisch. Ein Rückblick auf ein Bauwerk, das mehr ist als nur Stein und Mörtel: Es ist ein Symbol, ein Mahnmal und ein Ort der Erinnerung.
Der Bau des Afrikahauses fällt in eine Zeit, in der Hamburg als „Tor zur Welt“ nicht nur ein Werbeslogan, sondern gelebte Realität war. Die Hansestadt war eine der wichtigsten Drehscheiben für den überseeischen Handel – insbesondere auch mit den deutschen Kolonien in Afrika.
Erbaut wurde das Afrikahaus im Jahr 1899 von Adolf Woermann, einem der bedeutendsten Hamburger Kaufleute und Reeder seiner Zeit. Sein Unternehmen, die C. Woermann Handelsgesellschaft, war führend im Handel mit afrikanischen Gütern – darunter Kaffee, Kakao, Tropenhölzer und Palmöl. Der Name "Afrikahaus" war damit nicht bloß ein klangvoller Titel, sondern Ausdruck der wirtschaftlichen Interessen und globalen Netzwerke, die Hamburg zu einem Knotenpunkt kolonialer Ökonomie machten.
Mit seiner imposanten Backsteinfassade, dem großformatigen Treppenhaus und den detailreichen Ornamenten, die teils afrikanische Motive aufgreifen, war das Afrikahaus nicht nur ein Geschäftsgebäude, sondern auch ein architektonisches Statement.
Obwohl der Name "Afrikahaus" zunächst neutral erscheinen mag, trägt das Gebäude einen gewichtigen historischen Ballast. Die Geschichte des Hauses ist eng verknüpft mit der deutschen Kolonialzeit – einem Kapitel, das bis heute kritisch aufgearbeitet wird.
Adolf Woermann war kein neutraler Akteur, sondern ein zentraler Player im kolonialen Projekt des Kaiserreichs. Er profitierte massiv von der Ausbeutung afrikanischer Rohstoffe und war maßgeblich beteiligt an der Durchsetzung wirtschaftlicher Interessen im südlichen und westlichen Afrika – häufig auf Kosten der dort lebenden Bevölkerung.
Das Afrikahaus diente als Zentrale für Handels- und Reedereigeschäfte, die auf ungleichen Machtverhältnissen und kolonialer Gewalt gründeten. Die Gestaltung des Gebäudes spiegelt diesen Kontext wider: Afrikanische Masken, Tiermotive und koloniale Symbole sind nicht bloß Dekoration, sondern Ausdruck eines Weltbildes, das Afrika als „zu erschließendes Territorium“ sah.
Auf architektonischer Ebene ist das Afrikahaus ein Paradebeispiel für den Hamburger Kontorhausstil. Dieser Stil, geprägt durch Funktionalität, Klarheit und den typischen Klinkerstein, dominiert das Stadtbild der Hamburger Innenstadt bis heute. Doch das Afrikahaus hebt sich durch seine ornamentale Vielfalt und seine symbolische Aufladung von anderen Bauten der Zeit ab.
Die Fassade ist mit verschiedenen Steinmetzarbeiten versehen, darunter Figuren von Elefanten, Palmen und afrikanischen Symbolen. Das Treppenhaus im Inneren ist großzügig gestaltet, mit dunklem Holz und reich verzierten Geländern. In der Empfangshalle finden sich kunstvoll gestaltete Fenster mit Motiven, die an tropische Vegetation erinnern – alles Hinweise auf die kolonialen Geschäftsverbindungen, die dieses Haus einst geprägt haben.
Besonders bemerkenswert ist das Eingangsportal: Ein massiver Holzbogen, flankiert von Tierdarstellungen, gibt dem Besucher beim Betreten das Gefühl, in eine andere Welt einzutreten – eine Welt, die sich ihrer kolonialen Kraft bewusst inszeniert hat.
Heute ist das Afrikahaus kein reines Geschäftshaus mehr. Vielmehr wurde es zu einem Ort des Wandels, des Nachdenkens und der kulturellen Aufarbeitung. In den letzten Jahren hat sich das öffentliche Interesse an kolonialen Spuren in deutschen Städten – und besonders in Hamburg – stark erhöht.
Im Afrikahaus haben sich mittlerweile verschiedene Unternehmen und Organisationen angesiedelt, die mit der kolonialen Vergangenheit des Ortes bewusst umgehen. In Kooperation mit Initiativen wie "Postkolonial Hamburg" oder dem MARKK – Museum am Rothenbaum finden regelmäßig Veranstaltungen, Ausstellungen und Diskussionen statt, die sich mit der kolonialen Geschichte auseinandersetzen.
Das Gebäude selbst steht heute unter Denkmalschutz. Diese Maßnahme dient nicht nur dem Erhalt der architektonischen Substanz, sondern auch der Erinnerungskultur. Denn wer das Afrikahaus besucht, begibt sich auf eine Zeitreise in ein Kapitel der Geschichte, das lange verdrängt wurde – und das heute mit neuer Offenheit betrachtet wird.
Das Afrikahaus ist heute ein zentraler Ort für die Diskussion über die koloniale Vergangenheit Hamburgs. Wie soll man mit Gebäuden umgehen, die Zeugnisse einer ausbeuterischen Geschichte sind? Ist Umbenennung der richtige Weg – oder hilft vielmehr eine kritische Kontextualisierung?
Viele Aktivistinnen und Wissenschaftlerinnen plädieren dafür, Orte wie das Afrikahaus nicht zu „canceln“, sondern sie als Lernorte zu etablieren. Sie sollen Denkanstöße liefern, Gesprächsräume öffnen und dazu beitragen, dass Geschichte nicht vergessen, sondern verstanden wird.
Ein besonders spannender Aspekt ist dabei die Frage nach der Erinnerung im urbanen Raum: Wie kann eine Stadt wie Hamburg, die so stark von kolonialem Reichtum geprägt wurde, ihrer historischen Verantwortung gerecht werden, ohne ihre städtebauliche Identität zu verleugnen?
Kriterium | Information |
---|---|
Name des Gebäudes | Afrikahaus |
Standort | Große Reichenstraße 27, 20457 Hamburg |
Baujahr | 1899 |
Bauherr | Adolf Woermann |
Architekt | Martin Haller |
Architekturstil | Hamburger Kontorhausarchitektur mit kolonialen Elementen |
Historische Nutzung | Zentrale der C. Woermann Handelsgesellschaft |
Aktuelle Nutzung | Büronutzung, kulturelle Veranstaltungen, historische Ausstellungen |
Denkmalschutzstatus | Ja |
Kulturelle Bedeutung | Symbol für Hamburgs kolonialen Handel und Erinnerungsort postkolonialer Aufarbeitung |
Der Name „Afrikahaus“ geht auf den kolonialen Handel mit Afrika zurück, den die C. Woermann Handelsgesellschaft betrieb. Es war ein Zentrum für den Im- und Export afrikanischer Güter wie Kaffee, Palmöl und Kakao. Der Name symbolisiert also die wirtschaftlichen Verbindungen des Unternehmens zum afrikanischen Kontinent.
Adolf Woermann war ein einflussreicher Hamburger Kaufmann und Reeder. Er gründete eine der bedeutendsten Reedereien und Handelsgesellschaften seiner Zeit. Durch seine Geschäfte mit Afrika wurde er zu einem der reichsten Männer des Kaiserreichs – allerdings war dieser Reichtum eng mit kolonialer Ausbeutung verknüpft.
Die Architektur enthält zahlreiche Hinweise auf die koloniale Vergangenheit: Afrikanische Masken, Tierreliefs, Palmenornamente und koloniale Symbolik. Diese Gestaltungselemente spiegeln die wirtschaftlichen Interessen und das Weltbild der Bauherren wider.
Nein, das Afrikahaus ist kein Museum im klassischen Sinne. Es handelt sich um ein denkmalgeschütztes Bürogebäude. Allerdings finden dort regelmäßig Veranstaltungen und Ausstellungen statt, die sich mit der kolonialen Vergangenheit beschäftigen.
Es gibt zahlreiche zivilgesellschaftliche Initiativen, die sich mit der Geschichte des Afrikahauses beschäftigen. Zudem wird das Gebäude in den Kontext städtischer Aufarbeitung gestellt – z. B. im Rahmen von Stadtrundgängen, Ausstellungen oder durch die Arbeit des Museums MARKK.
Ja, zumindest in Teilen. Da es sich um ein Bürogebäude handelt, ist der Zugang zu den oberen Etagen eingeschränkt. Das Erdgeschoss sowie das eindrucksvolle Treppenhaus sind jedoch für Besucher zugänglich und lohnen einen Blick.
Das Afrikahaus in der Großen Reichenstraße ist weit mehr als ein architektonisches Denkmal. Es ist ein Ort der Geschichte, der Widersprüche und der Auseinandersetzung. Es zeigt, wie eng wirtschaftlicher Erfolg und koloniale Ausbeutung miteinander verknüpft sein können – und wie eine Stadt wie Hamburg mit dieser Geschichte umgehen kann.
Heute steht das Afrikahaus nicht nur für eine Zeit des kolonialen Reichtums, sondern auch für den Wandel: Vom Zentrum des Überseehandels zum Mahnmal für einen kritischen Umgang mit der Vergangenheit. Es ist ein Beispiel dafür, dass Architektur nicht nur Raum gestaltet, sondern auch Erinnerung prägt.
Ein Besuch in der Großen Reichenstraße 27 lohnt sich – nicht nur für Architekturinteressierte, sondern für alle, die verstehen wollen, wie Geschichte sich in Stein, Holz und Symbolik einschreibt.
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