KZ-Gedenkstätte Neuengamme

KZ-Gedenkstätte Neuengamme

29. November 2024 / Babette Burgdorf

Dunkelster Fleck Hamburger Geschichte

Zwischen Hamburg-Bergedorf und dem Zollenspieker in Hamburg-Neuengamme befindet sich eine Erinnerung an einen dunklen Fleck deutscher und Hamburger Geschichte: die KZ-Gedenkstätte Neuengamme.

Wo heute eine Gedenkstätte zu finden ist, war damals ein Ort, den wir alle kein zweites Mal erleben wollen. Als Mahnort dient er Generationen dazu, zu begreifen, was Leid und Hass bedeuten können. In den Schulklassen gehört ein Besuch zum Pflichtprogramm, doch auch außerhalb der Schule könnt ihr hinfahren und einen Blick in die Vergangenheit werfen.

Über die KZ-Gedenkstätte Neuengamme

Hamburg hat einige Orte und Sehenswürdigkeiten, die in ihrer Größe einmalig sind – leider zählt dazu mit 100.400 Häftlingen auf 57 Hektar auch das Konzentrationslager Hamburg-Neuengamme.

Dieser Ort wurde mit 100 Häftlingen aus dem KZ Sachsenhausen eingeweiht, die am 12. Dezember 1938 hierhin versetzt wurden. Schnell wuchs es auf über 100.000 Menschen, von denen mindestens 42.900 den Tod fanden. Zunächst diente das KZ Neuengamme als Außenlager des KZ Sachsenhausen, ab 1940 agierte es als eigenständiges Lager und wurde mit seinen 86 Außenstellen das größte in Nordwestdeutschland.

Die Gefangenen, von denen der Großteil aus Osteuropa kam, schufteten in der Klinkerproduktion Klinkerwerk, räumten Bomber-Trümmer fort oder hoben die Dove Elbe aus und bauten einen Stichkanal zum Lager. Die Arbeit war so hart und die Versorgung so schlecht, dass diese Umstände bereits zum Tod führten.

Vertuschung nicht gelungen

Feige, wie Nazis nun einmal sind, begannen sie im April 1945 die Lager des Konzentrationslagers Neuengamme zu räumen. Man sollte sich von den schrecklichen Verbrechen möglichst reinwaschen, schickte die Gefangenen teilweise auf Todesmärsche. 7.000 KZ-Häftlinge fanden aufgrund eines Irrtums den Tod, als die Briten die Schiffe „Cap Arcona“ und „Thielbek“ angriffen, weil diese deutsche Truppen auf ihnen vermuteten.

Zunächst versuchte man, die Gräueltaten mit neuer Geschichte zu überdecken. Als die Briten sich 1948 entschieden, das ehemalige KZ an die Stadt Hamburg zu übergeben, baute sie dort zwei Gefängnisse und machte immer mehr Bauwerke dem Erdboden gleich. Nur am Rand dieser konnten ein Internationales Mahnmal und ein Ausstellungsgebäude besucht werden. Doch dies wollten viele Menschen so nicht stehen lassen und engagierten sich dafür, eine Gedenkstätte entstehen zu lassen.

So entstand nach der Schließung der Gefängnisse nach und nach die KZ-Gedenkstätte Neuengamme mit verschiedenen Rundwegen, um sie zu erkunden.

Selbsterkundung oder mit Führung?

Ihr könnt die KZ-Gedenkstätte Neuengamme auf eigene Faust erkunden, da das Gelände auch außerhalb der Öffnungszeiten zugänglich ist. Die einzelnen Ausstellungen könnt ihr nur während der Öffnungszeiten besuchen – und dazu raten wir euch auch. Auf diesem Weg erhaltet ihr Zugang zu detailreicheren Informationen wie beispielsweise dem Film „Vom KZ zur Gedenkstätte“.

Ihr könnt euch einen der mehrsprachigen Audioguides ausleihen, mit ihm thematische Rundgänge machen und 112 Stationen ablaufen. Alternativ nutzt ihr den Audiorundgang für euer Smartphone oder die kostenlose Neuengamme App mit Fotos, Infos und Zitaten.

Möchtet ihr euch lieber durch das KZ leiten lassen, könnt ihr an einer der Führungen teilnehmen. Sie werden speziell für unterschiedliche Gruppen angeboten und gehen zwischen zwei und mehreren Tagen.

Eindrücke aus der KZ-Gedenkstätte Neuengamme

Die Ausstellungen

Hauptausstellung „Zeitspuren“

In „Zeitspuren“ erfahrt ihr alles über die Geschichte des KZ und die der Außenlager. Zeitlich ist die Hauptausstellung zwischen 1938 und 1945 angesiedelt, sodass ihr einen Überblick über die Verbrechen, den Alltag der Gefangenen und die Nutzung nach der Befreiung und noch einigem mehr bekommt.

Die Hauptausstellung „Zeitspuren“ wurde in einem der Gebäude integriert, in dem damals rund 2.000 Gefangene lebten.

Studienausstellung zur Lager-SS

In der Studienausstellung „Dienststelle KZ Neuengamme: Die Lager-SS“ könnt ihr Prozessunterlagen, Dokumente und Biografien ansehen und euer Wissen rund um die SS erweitern.

Für die Studienausstellung wurde eine ehemalige SS-Garage gewählt.

Arbeit und Vernichtung: KZ-Zwangsarbeit in der Ziegelproduktion

Hamburg ist für seine Klinkersteingebäude bekannt – die Produktion erfolgte im Klinkerwerk, gestützt durch KZ-Zwangsarbeit. In der Ausstellung „Arbeit und Vernichtung: KZ-Zwangsarbeit in der Ziegelproduktion“ erfahrt ihr mehr über die Arbeit der Gefangenen.

„Mobilisierung für die Kriegswirtschaft: KZ-Zwangsarbeit in der Rüstungsproduktion“

Die Gefangenen mussten für die Rüstungsproduktion herhalten. In den „Walther-Werken“ lernt ihr mehr über die Arbeit zu diesem Zweck.

Gefängnisse und Gedenkstätte: Dokumentation eines Widerspruchs

Mehr in Richtung Neuzeit geht diese Freiluftausstellung, welche sich um die Errichtung und den Abriss der zwei Gefängnisse dreht, die nach der Befreiung errichtet wurden. Interessiert ihr euch dafür, könnt ihr noch ein paar Überreste der Gefängnismauern sehen.

Haus des Gedenkens

Am Haus des Gedenkens findet ihr weiße Stoffbahnen, welche mit Namen versehen sind. Insgesamt sind es ca. 25.000 Namen der 42.900 bekannten Todesopfer, die ihr dort finden könnt. Möchtet ihr über einzelne Personen mehr erfahren, könnt ihr dies in Verzeichnissen und Computern. Weiterhin bietet euch das Haus des Gedenkens einen Blick auf das Aschefeld und das Mahnmal und Totenbuch-Nachahmungen.

Sonderausstellungen

Die Sonderausstellungen bieten regelmäßig wechselnde Inhalte, die das KZ immer wieder besuchenswert machen.

Übersicht: Das bietet dies KZ-Gedenkstätte Neuengamme

  • 57 Hektar Ausstellungsfläche
  • 5 Ausstellungen
  • fünf Ausstellungen
  • öffentliche Führungen
  • Mahnmale und Denkmalgruppen
  • Führungen
  • Studienzentrum
  • Gebäudereste und Fundamente
  • Rekonstruktionen ehemaliger Lagereinrichtungen
  • ehemalige Produktionsstätten
  • Stichkanal zur Doven Elbe
  • Hafenbecken
  • Haus des Gedenkens
  • viersprachige Haupttexte der Ausstellungen (deutsch, englisch, französisch und russisch)

Denkmäler

  • Internationales Mahnmal
  • Gedenkhain auf dem Gelände der ehemaligen KZ-Gärtnerei
  • in Erinnerung an die Deportierten des Warschauer Aufstandes 1944
  • für die ermordeten Einwohner von Meensel-Kiezegem
  • für die deportierten und ermordeten Maquisards von Murat (Cantal)
  • Gedenkstein für die niederländischen Opfer aus Putten
  • für Jehovas Zeugen im KZ Neuengamme
  • Denkmal für die homosexuellen Opfer

Weitere Ausstellungen der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte

Ist die KZ-Gedenkstätte Neuengamme barrierefrei?

Ja, die Gelände und die Ausstellungen sind zum größten Teil barrierefrei gestaltet. Zum Hauptgebäude und dem zweiten Gebäude mit Ausstellungsräumen und Cafeteria führen euch sanfte Rampen und Fahrstühle. Einzig das Haus des Gedenkens ist nicht barrierefrei.

Auf der Webseite findet ihr Infos in Gebärdensprache und vor Ort unter anderem Audio-Guides, die ihr nutzen könnt, wenn ihr Hörgeräte mit Induktionsschleife tragt. Weiterhin gibt es auf seheingeschränkte zugeschnittene Führungen und einen Gehörlosen-Guide sowie die Möglichkeit, einen Rollstuhl zu leihen.

KZ-Gedenkstätte Neuengamme: alle Informationen im Überblick

Adresse

KZ-Gedenkstätte Neuengamme
Jean-Dolidier-Weg 75
21039 Hamburg

Telefon: +49 (0) 428131500
Fax: +49 40 428131501
Webseite KZ-Gedenkstätte Neuengamme
E-Mail: neuengamme@gedenkstaetten.hamburg.de

Öffnungszeiten

  • Montag bis Freitag: 9.30 bis 16 Uhr
  • Samstag, Sonntag und Feiertage: Oktober bis März: 12 bis 17 Uhr, April bis September: 12 bis 19 Uhr

Geschlossen

Ausstellungen: 24.12, 25.12, 31.12 und 1.1

Eintritt(spreise)

Der Eintritt ist frei.

Kindern unter 12 Jahren wird der Besuch nicht empfohlen. Hunde sind auf dem Gelände nicht erlaubt.

Gruppen

Es gibt Angebote für Schulklassen, Berufsschulen / Berufsgruppen, Erwachsene sowie Fortbildungen und Seminare. Die Kosten hierfür richten sich nach dem gebuchten Paket.

Anreise zur KZ-Gedenkstätte Neuengamme

  • Auto: Gebt ins Navi die Adresse „Jean-Dolidier-Weg 75“ ein. Nehmt die Autobahn A 25, die Ausfahrt Curslack. Von dort aus ist der Weg ausgeschildert. Parkmöglichkeiten gibt es direkt am Gelände.
  • Öffis: Nutzt die S2 oder S21 bis „Bergedorf“ und steigt dann in den Bus 127 oder 227 bis „KZ-Gedenkstätte (Ausstellung)“.

Bitte beachtet

Bitte habt Verständnis, dass unsere Angaben ohne Gewähr sind. Aufgrund besonderer Umstände kann es zu Änderungen der Öffnungszeiten, Eintrittspreise oder anderen Umstrukturierungen kommen. Aus diesem Grund empfehlen wir euch, vor einem Besuch auf der Webseite vorbeizuschauen.

Bitte habe Verständnis, dass unsere Angaben aufgrund unvorhergesehener Änderungen ohne Gewähr sind.

Babette Burgdorf
Echte Hamburger Deern, nicht nur hier aufgewachsen, sondern auch geboren. Als freie Content Writerin bin ich seit Anfang 2008 tätig und von Anfang an auf Hamburgausflug.de mit dabei. Ich liebe meine Hansestadt, den norddeutschen Charme und all die Möglichkeiten, die sich hier bieten. Die verklicker ich dir gern und hoff‘, ich kann dir n büschn Lust darauf machen, was du hier ankieken und erleben musst. In diesem Sinne: „Hummel, Hummel und Mors, Mors!“

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