Wohnen wie im 17. Jahrhundert
An vielen Ecken Hamburgs wurde die Geschichte erhalten. So beispielsweise in Form der sogenannten Krameramtswohnungen, auch bekannt als Kramer-Witwen-Wohnungen. Was genau diese Wohnhofsanlage ausmacht, was dort einst passierte und was du sonst noch wissen solltest, erfährst du bei uns.
Die Hamburger Altersversorgung
Die Hamburger Innenstadt ist so viel mehr als Shoppingmeile: Sie beherbergt einen großen Teil der hamburgischen Geschichte, die auf den ersten Blick nicht auffallen mag. Zu den historischen Gebäuden zählen die Krameramtswohnungen, welche sich in der Nähe der St. Michaeliskirche befinden.
Dabei handelt es sich um eine Wohnhofsanlage im Hamburger Baustil, wie er für die Verhältnisse im 17. Jahrhundert ganz typisch war. Die Wohnungen wurden für Kleinhändler-Witwen gebaut und reserviert. Die Krämer, welche mit Seidenstoffen, Gewürzen und Eisenwaren ihr Geld verdienten, gehörten damals zur gut situierten Gesellschaft und schlossen 1375 eine Gemeinschaft im Krameramt. Um wenigstens 20 Frauen absichern zu können, die ihre Männer verloren hatten, setzten sie um 1675 durch, für sie freien Wohnraum zu schaffen.
Ein wenig Eigennutz hatte diese Idee auch, denn um neuen Krämern Platz machen zu können, mussten die Ladengeschäfte freiwerden – somit siedelte man die hinterbliebenen Frauen um.
Restaurierung der Krameramtswohnungen
Mittlerweile stehen die Krameramtswohnungen unter Denkmalschutz, wurden allerdings 1974 restauriert, damit diese als Wohnraum zur Verfügung gestellt werden konnten.
Die Reihenhäuser wurden 1676 gebaut und sehen im Grunde alle gleich aus: Jeweils befinden sich zwei Wohnungen nebeneinander, die sich auf zwei Ebenen erstrecken. Somit hatten die Frauen ein Erdgeschoss, von dem es über eine sehr schmale Treppe in das Obergeschoss ging. Dort gab es je eine Küche und ein Wohnzimmer.
Wer nun denkt, dass das nach Luxus klingt, der täuscht – zumindest für heutige Verhältnisse. Sicher war es für die Witwen beruhigend, dass sie eine eigene Wohnung hatten, doch das, was wir heute unter einer zweigeschossigen Wohnung verstehen, hat nichts mit dem Wohnen von damals zu tun. Die Krameramtswohnungen waren extrem eng gebaut, viel Platz gab es also nicht. Vor allem, wenn man bedenkt, dass manche vielleicht noch mit Kindern dort gelebt haben. Auch Licht gab es nicht besonders viel, denn im Obergeschoss wurde die Küche nur durch das Licht aus dem Wohnzimmer erhellt.
Eigene Toiletten gab es nicht, sondern nur eine Gemeinschaftstoilette – und diese war am Hofende zu finden. Vom Obergeschoss führte eine weitere schmale Treppe ins Dachgeschoss, auf dem sich ein Fenster befand. Über dieses konnten die Frauen Brennstoff wie Holz und Torf befördern.
Ende des 19. Jahrhunderts erfolgte die Umstellung von Wasserpumpen auf Wasserleitungen.
Die Ausstellung der Kramer-Witwen-Wohnung
Um dieses Stück Geschichte nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, entschied man sich dafür, eine dieser Wohnungen zu erhalten – und zu einer Ausstellung umzufunktionieren.+
Selbstverständlich blieb sie in ihrem ursprünglichen Zustand. Zudem erhielt sie vom Museum für Hamburgische Geschichte eine komplette Einrichtung, wie es zu der Zeit von 1850/60 üblich war. Das Ziel, dir einen echten Eindruck der damaligen Lebens- und Wohnweise zu geben, ist somit bestens gelungen. Und – seien wir einmal ehrlich – sich die Einrichtung auf diese Weise anzusehen, macht doch viel mehr Freude, als sie in einem »echten« Museum ausgestellt zu wissen.
Zwar handelt es sich dabei nicht um »echte« Einrichtungsgegenstände aus den Kramer-Witwen-Wohnungen, dennoch legte man Wert auf Originaltreue, wie sich eine »einer nicht armen Mittelschicht« eingerichtet hätte.
Auch das Deutschen Maler- und Lackierermuseum beteiligte sich an dem Projekt, in dem es Schablonenmalerei an die Wände anbrachte, wie man es damals machte.
Die Krameramtswohnungen gehören zur »Stiftung Historische Museen Hamburg«, welche am 1. Januar 2008 gegründet wurde.
Weiteres wissenswertes zu den Kramer-Witwen-Wohnungen
Adresse
Kramer-Witwen-Wohnungen
Krayenkamp 10
20459 Hamburg
Telefon: +49(0)40 – 375 019 88
E-Mail: info@mhg.shmh.de
Eintritt
Einzelbesucher | 2,50 € |
Ermäßigt * | 1,70 € |
Bestimmte Gruppen ** | 0 € |
**freier Eintritt: Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, Pressevertreter, notwendige Begleitperson Schwerbehinderter, Dt. Museumsbundmitglieder, Mitglieder des Stiftungsrats und des Kuratoriums SHMH sowie die Mitarbeiter, Vorstände und Stiftungsratsmitglieder der staatlichen Museen, ICOM, BVGD, Vereinsmitglieder der Freundeskreise der SHMH, Mitglieder Verein für Hamburgische Geschichte, Mitglieder BBK, Mitglieder des Verbandes Deutscher Kunsthistoriker.
Öffnungszeiten
April bis Oktober
Montag und Mittwoch bis Freitag | 10 bis 17 Uhr |
Dienstag | geschlossen |
Samstag und Sonntag | 10 bis 18 Uhr |
November bis März
Samstag und Sonntag | 10 bis 17 Uhr |
Feiertage
Weihnachten (24. bis 26.12.), Silvester (31.12.) und Neujahr (1.1.) | geschlossen |
Allen anderen (z. B. Ostern) | 10 bis 17 Uhr |
Anreise
- Auto: Parkplätze findest du unter anderem in der Michel-Garage.
- Öffis: Nimm den Bus der Linie 16 oder 17 bis »Michaeliskirche« oder die S1 bzw. S3 bis »Stadthausbrücke«. Hier zur HVV-Fahrplanauskunft.
Weitere Museen der Stiftung Historische Museen Hamburg
- Museum für Hamburgische Geschichte
- Altonaer Museum
- Museum der Arbeit
- Jenisch Haus
- Deutsches Hafenmuseum
- Speicherstadtmuseum
- Millerntorwache
- Heine Haus
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Echte Hamburger Deern, nicht nur hier aufgewachsen, sondern auch geboren. Als freie Content Writerin bin ich seit Anfang 2008 tätig und von Anfang an auf Hamburgausflug.de mit dabei. Ich liebe meine Hansestadt, den norddeutschen Charme und all die Möglichkeiten, die sich hier bieten. Die verklicker ich dir gern und hoff‘, ich kann dir n büschn Lust darauf machen, was du hier ankieken und erleben musst. In diesem Sinne: „Hummel, Hummel und Mors, Mors!“
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